Haltungstipps

Damit sich eure neuen Mitbewohner bei euch auch wohlfühlen, solltet ihr einiges beachten: 


Das Wichtigste zuerst:

Bitte, bitte seid euch bewusst, dass Meerschweinchen keine Schmusetiere sind! 

Meerschweinchen sind durch ihr vielseitiges Sozialleben sehr interessant zu beobachten und die meisten fressen nach einer Eingewöhnungszeit sehr gerne aus der Hand. Ich finde es auch immer richtig toll, wenn die Schweinchen pfeifen, wenn sie eine Leckerei erbetteln möchten :-).

Aber kein Meerschweinchen möchte dauernd auf dem Arm geknuddelt und herumgetragen werden. Dies sollte bitte auch Kindern schon vor der Anschaffung erklärt werden. Von Natur aus sind Meerschweinchen Fluchttiere und das sollte im Umgang mit den Tieren unbedingt berücksichtigt werden.

Was mir auch am Herzen liegt, ist dass die Tiere nicht rein nach Optik ausgesucht werden sollten. Gerne gebe ich Tipps, wer mit wem (meiner Einschätzung nach) gut kann. 


Käfig:

Die meisten im Handel erhältlichen Kleintierkäfige sind leider viel zu klein, um eine artgerechte Haltung zu ermöglichen.

  

Eine Faustformel für die Größe des Käfigs oder Eigenbaus für Meerschweinchen ist: Pro Meerschweinchen mindestens 0,5m² Fläche, besser 1m². Diesen Platz benötigen Meerschweinchen zwingend, um annähernd artgerecht gehalten zu werden. Ein Käfig mit den Maßen 140x 70 cm hat 0.98 qm und bewegt sich somit an der unteren Grenze für 2 Meerschweinchen (Kastrat + Weibchen).

Mehr Platz im Käfig ist natürlich immer besser. Umso größer der Käfig, desto besser hat man die Möglichkeit die vielseitigen Verhaltensweisen dieser tollen Tiere zu beobachten :-). Und toller gestalten lässt sich ein großer Käfig natürlich auch :-). 

 

Gitterkäfige mit mehreren Etagen sind eher ungeeignet, da sie pro Etage nur wenig Lauffläche bieten und durch die Rampen zusätzlich Platz verloren geht und Sackgassen entstehen (es kann immer nur ein Tier die Rampe benutzen, das andere kommt nicht daran vorbei). Außerdem lassen sich die Bereiche unter den Rampen oft schwierig reinigen. Wenn die Möglichkeit besteht, lieber mehr in die Länge oder in die Breite gehen, da die Schweinchen gerne mal am Stück eine größere Fläche flitzen :-)

 

Eine reine Böckchengruppe benötigt etwas mehr Platz als eine reine Weibchengruppe oder eine Mädelsgruppe mit Kastrat.

  

Vielleicht habt ihr ja die Möglichkeit, einen Eigenbau unterzubringen? Dieser kann (z.B. mit Songmics-Elementen) an euren Raum individuell angepasst werden. Bei "Kleintiervilla.de" gibt es neben einer großen Auswahl an luxuriösen Behausungen auch tolle Einzel-Elemente aus Holz mit Acrylglasscheiben, die zu einem Gehege kombiniert werden können (Gehege-Element "Emma"). Oder bei www.happy-nager.de gibt es z. B. das Modell "Anika" in verschiedenen Farben und Längen, z. B. 1,80m und 2,15m. 

 

Auch aus einem gebrauchten Bett kann mit etwas Geschick ein tolles, geräumiges Holzgehege entstehen. 

 

Tolle Tipps und Beispiele für Eigenbauten findet ihr, wenn ihr auf den Link zu "Tierische Eigenheime" klickt.

 

Ich habe auch eine Anleitung für den Bau eines Eigenbaus aus Holz für die Innenhaltung gefunden: www.sifle.de/Bauanleitung-Eigenbau.htm


Habe von der Marke "Ferplast" auch einen Fertigkäfig mit den Maßen 200x 60x 50 cm gefunden (Modell "Plaza 200"), falls jemand keine Zeit/ kein Talent zum bauen hat und einen Käfig braucht, der rundherum zu ist (zum Schutz vor Katzen oder Hunden). Ebenfalls eine tolle Möglichkeit (wenn es vom Platz her passt) sind Gartenfreigehege, die man auch in die Wohnung stellen kann. Teilweise bietet ein solches Gehege mit festem Deckel sogar Schutz vor anderen Mitbewohnern (Katzen, Hunde,...).

Wenn es keine anderen Haustiere oder Kleinkinder gibt, eignet sich auch ein Gehege aus Songmics-Platten, das einfach nur zusammengesteckt werden muss und in Form und Größe variabel ist. Als Untergrund eignet sich z. B. Teichfolie oder PVC. 

  

Zum Standort des Käfigs ist beachten, dass dieser nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein darf und frei von Zugluft sein muss. Auch sollte in der Umgebung der Tiere nicht geraucht werden.

 



Außenhaltung:

Für die ganzjährige Außenhaltung (also auch im Winter) sollte eine Gruppe aus mindestens 3 Tieren bestehen. Was sich auf den ersten Blick einfach anhört, gestaltet sich in der Realität dann meistens eher schwierig. Die fertig erhältlichen Kleintierställe für draußen sind meistens nicht isoliert und für 3 (oder mehr) Tiere auch einfach zu klein. Die dauerhaft nutzbare Fläche (also der geschlossene, wetterfeste Bereich ohne Volierenteil) ist bei so gut wie jedem fertigen Kleintierstall sehr klein und nicht artgerecht. 

 

Wer handwerklich begabt ist und etwas passendes bauen kann, hat da deutlich bessere Chancen.  Anregungen siehe Seite "Tierische Eigenheime" oder in der Facebookgruppe "Meerschweinchen Stall und Gehegebau". 

 

Grade bei Kindern lässt das Interesse im Winter oft schnell nach, da Tiere aus ganzjähriger Außenhaltung nicht zum streicheln ins Haus geholt werden dürfen. Der Temperaturunterschied ist zu groß, die Meerschweinchen würden sich erkälten. Auch das Misten bei Regen, Schnee oder Kälte sollte vorab bedacht werden. Auch im Winter müssen die Schweinchen immer trocken sitzen. 

 

Alternativ wäre es auch eine Möglichkeit, die Tiere nur von Frühjahr bis Spätherbst draußen zu halten und über Winter in einem artgerechten Wohnungsgehege unterzubringen. 

 

Ich gebe keine 2 Tiere (wenn keine weiteren Meerschweinchen vorhanden sind) in ganzjährige Außenhaltung ab!


Käfigeinrichtung:

- Ob man Kleintierstreu oder Fleecehaltung bevorzugt ist Geschmackssache, beides hat sicher seine Vor- und Nachteile.  

 

- Pro Meerschweinchen sollte mindestens 1 Häuschen oder Unterstand vorhanden sein, da Meerschweinchen eher ungern zusammen in einem Haus kuscheln. Da Meerschweinchen Fluchttiere sind, sollten die Häuser mindestens 2 Eingänge haben. Sehr gute und günstige Häuschen gibt es z. B. bei www.knastladen.de.

Mit Kuschelsachen lässt sich der Käfig schön gestalten und die meisten Meerschweinchen nutzen diese sehr gerne. Meine Schweinchen lieben vor allem Hängematten sehr :-).  Hier kann ich euch den Meerchenwald-Shop empfehlen. Hier bekommt ihr neben Kuschelsachen alles, was ihr für die Fleecehaltung braucht. 

 

- Auch Heuraufe, Trinkflasche (oder Napf) und Futternapf gehören zur Käfigeinrichtung.



Gruppenzusammensetzung:

Hier sind verschiedene Zusammenstellungen möglich: 

 

- (Früh-)Kastrat + Weibchen: Am harmonischsten funktioniert meiner Erfahrung nach ein Pärchen aus Kastrat/ Frühkastrat + Weibchen oder eine Gruppe aus einem Kastraten und mehreren Weibchen. Solch eine Paar- oder Haremshaltung entspricht der natürlichen Lebensweise der Meerschweinchen in freier Natur. 

Wer allerdings nur Platz für ein Pärchen hat, tut den Tieren keinen Gefallen, wenn es unbedingt ein Harem mit 2 Weibchen + Kastrat werden soll. Immer öfter bekomme ich Anfragen für 3 Tiere bei einer Käfiggröße von 140 x 80 cm (Grundfläche 1,12m²). Ein solcher Käfig ist nur für 2 Tiere geeignet. Die Grundfläche pro Schweinchen sollte 0,5m² auf keinen Fall unterschreiten.

Manche Mädels sind eher dominant und teilen ihren Kastraten nicht gerne. Auch diesen Tieren tut man keinen Gefallen, wenn unbedingt ein zweites Mädchen dazu soll. Bei Weibchen, die hier eher zickig auf andere Mädels reagieren, weise ich vor Abgabe darauf hin bzw. rate zu einer Pärchenhaltung.  

 

- Kastratenpärchen: Ein Kastratenpärchen aus Erzieherkastrat + Babykastrat ist eine gute Kombination und eine schöne Alternative zu einem "klassischen" Pärchen. Wichtig ist der richtige Altersabstand, der mindestens 4 Monate betragen sollte. Zwei gleichalte Babyböckchen gebe ich nicht zusammen ab, auch nicht kastriert.  

 

- Bockpärchen (unkastriert): Ein Pärchen aus erwachsenem Erzieherbock und Babybock. Das Risiko für Unverträglichkeiten ist hier größer wie bei einem Kastratenpärchen oder einem Jungspärchen aus erwachsenem Bock und kastriertem Jungböckchen. Auch kann (wenn später einer der Jungs versterben sollte) der übrig gebliebene nicht mit einem Weibchen vergesellschaftet werden, es sei denn, er würde dann doch noch kastriert werden. 

 

- Gemischte Gruppe: Auch eine gemischte Gruppe aus mehreren Kastraten und Weibchen ist möglich. Hierfür sollte großzügig Platz vorhanden sein und die Kastrate müssen bockverträglich sein. Gute Erfahrungen habe ich mit 1 erwachsenen, 1 Frühkastrat und pro Kastrat mindestens 3 Weibchen gemacht. 

 

- Weibchengruppe: Reine Weibchengruppen können friedlich zusammenleben. Wenn kein Kastrat in der Gruppe lebt, versucht allerdings oft ein dominantes Weibchen diese Rolle zu übernehmen, was nicht selten zu Zickereien führt. Die Kastraten in meinen Gruppen sind ruhige Genossen, die eine regelrecht beruhigende Ausstrahlung haben. Kastraten werden auch häufig zahmer als Weibchen. Ich vermittele keine Mädels in reine Weibchengruppen, da ich eine Gruppe mit Kastrat artgerechter und harmonischer finde und sich auch die Kastrate ein schönes Zuhause wünschen.

 

- Böckchengruppe: Auch eine reine Böckchengruppe ist möglich. Für Anfänger sollten es am Besten aber erst mal nur 2 Böckchen sein, kastrierte Tiere sind ruhiger und die Gefahr von späteren Unverträglichkeiten ist geringer. Sehr gut verträglich ist meist ein erwachsener Bock mit einem möglichst jungen Böckchen oder Kastraten (der Altersunterschied zwischen den Böckchen sollte mindestens 4- 6 Monate betragen). Die Rangordnung ist so von Anfang an klar und es kommt selten zu Problemen.

Zwei bereits erwachsene Böcke lassen sich in den meisten Fällen nicht miteinander vergesellschaften.

Zwei Jungböckchen im gleichen Alter kann dauerhaft funktionieren. Das Risiko, dass es im Laufe der Zeit zu Rangordnungsstreitigkeiten kommt, ist aber deutlich höher als bei einem erwachsenen Bock + Babyböckchen. Einer möglichst frühzeitige Kastration beider Böcke (oder zumindest des Jüngeren) ist immer sinnvoll.

 

Erfahrene Halter mit entsprechend viel Platz können sich auch an größere Böckchengruppen herantrauen, bevorzugt kastrierte Tiere. Hier sollte eine grade Anzahl an Böckchen bzw. Kastraten gehalten werden. Die Mitglieder einer Böckchengruppe (oder eines Bockpaares) dürfen nie Kontakt zu Weibchen haben, sonst ist es mit der Harmonie schnell vorbei. 

 

Auch wenn mehrere Babys natürlich am niedlichsten sind, so ist es trotzdem von großem Vorteil für die Gruppe, wenn ein älteres "Erziehertier" mit einzieht (besonders bei geplanter Gruppenhaltung ab 3 Tieren ist ein Erziehertier wichtig). Das ist für die Sozialisierung der jüngeren Tiere sehr wertvoll. Man würde bei Menschen ja auch eher ungern mehrere Kinder ohne Erwachsene zusammen leben lassen ;-).



Futter:

Grundnahrungsmittel Nummer 1 für Meerschweinchen ist Heu, es muss rund um die Uhr zur freien Verfügung vorhanden sein. Da Meerschweinchen Vitamin C nicht selbst bilden können, benötigen sie ausreichend Vitamin C haltiges Gemüse und ein ausgewogenes Pelletfutter mit Vitamin C. Hier kann ich "Hasfit Cavia C", "Union Cavia Korn" oder "Berkel MS Premium C" empfehlen. 
Achtung, die meisten Trockenfutter enthalten deutlich zu wenig Vitamin C. Bitte unbedingt auf die Inhaltsstoffe achten. Es sollte pro Kg mindestens 3.000mg Vitamin C sein. 
1 EL pro Tier und Tag reicht für eine reine Liebhaber-Innenhaltung aus. Ganzjährig draußen gehaltene Tiere brauchen etwas mehr Energie.  

 

Als Frischfutter eignet sich z. B.: Karotte, Zucchini, Fenchel, Gurke, Paprika, Eisbergsalat, Sellerie (Staude und Knolle), Apfel, …..

Diese Gemüse und Obstsorten werden bei uns regelmäßig verfüttert und meine Tiere sind diese bei Auszug bereits gewöhnt. Auch Tomate und rote Beete werden gerne gefressen und stehen ab und an auf dem Speiseplan. 
Im Sommer sind Gras und Löwenzahn sehr beliebt :-). 

 

Getrocknete Kräuter werden sehr gerne gefressen. Hiervon gibt es sogar in Drogeriemärkten eine schöne Auswahl  (z. B. Löwenzahn mit Ringelblume, Spitzwegerich, Löwenzahn mit Kornblume + Kamille, ...)

 

Als Knabbermaterial für gesunde Zähne sind (ungespritzte!!) Obst- und Haselnusszweige (komplett mit Blättern) optimal. Auch Buche darf gerne verfüttert werden.

 

Zuckerhaltige "Kräcker" sind ungesund und sollten im Regal stehen bleiben. Mittlerweile gibt es allerdings auch Knabberstangen, die frei von Getreide und zuckerreichen Zutaten sind (z. B. " JR Farm Grainless Farmys"). Die Havens Brix (Foto unten) bekommen meine Schweinchen ab und an als Leckerchen zum selbst "erarbeiten". Es sind größere Stücke und die Tiere sind je nach Gruppengröße mehrere Tage damit beschäftigt.
Als kleines Leckerlie aus der Hand eignen sich z. B. Erbsenflocken oder einfach ein leckeres Stückchen Gurke. 

 

Einen Salzleckstein benötigen Meerschweinchen NICHT, es drohen durch sie sogar ernsthafte Gesundheitsschäden!


Sonstiges:

- Da nicht wenige Meerschweinchen nach einigen Monaten wegen Allergien (gegen Fell, Einstreu oder auch Heu) wieder ausziehen müssen, wäre es zu überlegen, evtl. schon vor der Anschaffung einen entsprechenden Allergietest zu machen. 

 

- Ist die Verpflegung der Tiere auch während des Urlaubs gesichert?
Eine günstige Urlaubsbetreuung bei mir ist (in begrenztem Umfang) möglich. Infos hierzu findet ihr oben beim entsprechenden Menüpunkt.
Ansonsten kann ich euch das Möhrchenhotel in Wadern empfehlen.

 

Sollte durch Allergie, Umzug, etc. eine Haltungsaufgabe nötig werden, könnt ihr euch jederzeit an mich wenden. Ich nehme meine Tiere jederzeit unentgeltlich zurück (vorausgesetzt ich habe Platz!). Auch für Schweinchen, die nicht bei mir erworben wurden, bemühe ich mich um eine Lösung. Eine Aufnahme von unkastrierten Böckchen ist allerdings aus Platz- und Kostengründen meistens nicht möglich. 


Weitere nützliche Tipps zu Haltung, Ernährung, Vergesellschaftung, etc. findet ihr auf folgender Seite: 

www.meerschweinchen-haltung.com